Familie Dubois: 25 Jahre Musik für Tibet

Seit 25 Jahren widmet die Familie Dubois ihre Musik dem tibetischen Volk und unterstützen gemeinsam mit Tibetfreunde kulturelle und humanitäre Projekte. Am 5. Dezember spielen Anna, Jean und André Dubois nochmals ein Benefizkonzert zu Günsten der Tibetischen Exilgemenischaft. Das Konzert ist zugleich ein Gedenken an Samra Losinger-Zschokke (1939–2024), Mitgründerin von Tibetfreunde, die sich zeitlebens für tibetische Flüchtlinge und Patenschaften einsetzte.

Der Reinerlös unterstützt das Altersheim der Tibetan Women’s Welfare Group in Kathmandu, wo 35 ältere Tibeter:innen ein würdiges Zuhause finden.

Save the Date: 5. Dezember 2025, Konservatorium Bern!


Rückblick Benefiz-Klavierabend 2022

«Es ist wichtig, die Hoffnung nicht aufzugeben.»

Wunderbare Menschen spielen grossartige Musik für einen guten Zweck – so könnte man die Benefizkonzerte der Familie Dubois in der Musikschule Konservatorium Bern, kurz Konsi, zusammenfassen. Am 25. November 2022 spielten Anna, Jean und André Dubois Werke von Beethoven und Chopin und verzichteten wie bereits in den Vorjahren auf ihre Gage. Den Erlös von 6003 Franken spendete sie zur Unterstützung älterer Tibeter:innen in Not.

Die Benefizkonzerte für Tibet sind eine schöne Tradition geworden. «Die Leute kommen auf uns zu und fragen, wann wir wieder spielen. Es ist sehr schön», sagt Anna. Sie und Ehemann Jean erinnern sich noch gut an das erste Konzert im Jahr 2000: «Wir schauten in das Publikum und da waren so viele Leute. Wir waren ganz erstaunt über den grossen Erfolg.» Und so folgte 2001 ein zweites erfolgreiches Konzert, 2003 ein drittes. Und so ging es bis heute immer weiter.

Unterstützung für Tibet

Die Konzerte organisiert die Familie jeweils zusammen mit Samra Losinger-Zschokke, Gründerin des Vereins Tibetfreunde. Von ihr kommen die Projektvorschläge – zugunsten von älteren Leuten, Waisenkindern oder Spitälern. Anna sagt: «Wir sind offen, dort wo Hilfe dringend notwendig ist, helfen wir.» 2022 spendeten sie den Erlös an das Central Tibetan Relief Committee, ein Hilfsprogramm des Department of Home der tibetischen Exilregierung im indischen Dharamsala.

Der tibetischen Tradition entsprechend sorgen normalerweise die Familien für die ältere Generation. Es gibt aber immer wieder Härtefälle, in denen eine Familie selbst in grosser Armut lebt oder ältere Menschen ohne Unterstützung allein auskommen müssen. Das Central Tibetan Relief Committee nimmt notleidende alte Menschen in ein Programm auf, für welches Patinnen und Paten gesucht werden, um ihnen einen Lebensabend ohne finanzielle Sorgen zu ermöglichen.

Mit ihren Konzerten möchte die Familie Dubois auch dazu beitragen, dass Tibet nicht vergessen geht. Sie hoffen, dass doch noch eine politische Lösung kommen wird. Und dass die Tibeterinnen und Tibeter, die in ihre Heimat zurückkehren möchten, dies tun können. «Es ist wichtig, die Hoffnung auch nach so vielen Jahren nicht aufzugeben», sagt Jean, «denn man wurde in der Geschichte schon oft überrascht.»

Das Glück der Musik

Wer mit der Familie Dubois in Kontakt kommt, lernt positive, fröhliche Menschen kennen, die interessiert sind an ihrem Gegenüber und am Weltgeschehen. Die Verbindung mit anderen Menschen ist ihnen wichtig. «Wir erhalten Liebe von anderen Menschen und wir geben sie weiter», sagt Jean, «das ist die Art, wie wir unser Leben leben.» Und wenn sie merken, dass jemand Hilfe braucht, dann schauen sie, wie man helfen kann.

Anna hatte ein Schlüsselerlebnis in ihrem Geburtsland Thailand, da war sie 11 Jahre alt. Ihre Patin schickte sie mit einem Kuchen in ein Waisenhaus, um diesen dort abzugeben. Sie erinnert sich an die kranken Kinder und wie sie dachte: Was nützt dieser Kuchen? So kam es, dass sie bereits als Kind Benefizkonzerte spielte, sogar vor dem thailändischen König Bhumibol Adulyadej. Dieses aussergewöhnliche Ereignis erlebte sie viele Jahre später erneut zusammen mit Jean und den gemeinsamen Kindern, André Dubois und Rachel Dubois Merkle, die beide auch Pianist:innen sind: Die Familie spielte mehrere Benefizkonzerte vor der thailändischen Prinzessin Galyani Vadhana, der Schwester von König Bhumibol Adulyadej.

Benefizkonzerte bringen den Konzertbesucher:innen Freude und verbessern das Leben der Empfänger:innen des Spendenerlöses. Die Familie Dubois schenkt also doppeltes Glück. War das ein bewusster Entscheid? «Die Musik ist eine Quelle unglaublicher Kraft, sie als Musiker zu erfahren, ist Glück», sagt Jean. «Überhaupt haben wir sehr viel Glück im Leben. Es ist ein grosses Glück, dass wir beide uns getroffen haben. So viel Glück muss man teilen.»

Die grüne Aare

Anna aus Bangkok und Jean aus La Chaux-de-Fonds lernten sich während des Studiums an der Hochschule für Musik in Wien kennen. Sie beschlossen, ihr gemeinsames Leben an einem neuen Ort aufzubauen und so kamen sie in die für Anna unbekannte Schweiz. Sie bereisten das Land, besuchten verschiedene Städte, darunter Genf und Lausanne. Doch es sollte Bern sein. Bei der Einfahrt mit dem Zug zeigte sich die Aare in ihrem schönsten Grün und es kam Anna vor, als lebe ein magischer Drache oder eine schöne Königin darin. «Ich wusste sofort: Das ist eine gute Stadt, da bleibe ich», sagt sie lachend. Und Jean erzählt, wie er später einmal gelesen hat, was der französische Schriftsteller Victor Hugo über seine Ankunft in Bern sagte: J’aurais plutôt cru voir une ville chinoise. So entschied also die Aare, dass Bern der gemeinsame Lebensmittelpunkt wird.

Bern und das Konsi

Jean begann seine pädagogische und musikalische Arbeit am Konsi Bern. Viele Jahre später unterrichtete hier auch Anna. Rachel und André haben beide das Lehrdiplom an der Hochschule der Künste in Bern erworben. Und während André sich in Brüssel am Königlichen Konservatorium bei Aleksandar Madžar weiterbildete, studierte Rachel Traditionelle Chinesische Medizin in Basel. Heute führt sie dort eine eigene Klinik, André unterrichtet am Konsi.

In Bern kam Anna durch den Tibetladen an der Münstergasse mit der Geschichte Tibets in Berührung und ihr gefiel die tibetische Art des Mahayana-Buddhismus. Es entstand die Idee für ein Benefizkonzert für Tibet. Sie fragte beim Konsi nach Unterstützung und innerhalb einer Woche kam die Rückmeldung: Die Infrastruktur wird dafür gratis zur Verfügung gestellt. «Diese Unterstützung ist ein Riesenglück», sagt Anna «Die Steinway-Flügel sind sehr teuer, nicht nur zum Besitzen, sondern auch zum Mieten. Und die Akustik im Grossen Saal ist ausgezeichnet.» Auch bei Wechseln in der Führung des Konsi war jeweils keine Überzeugungsarbeit notwendig, die Benefizkonzerte konnten immer zu den gleichen Bedingungen durchgeführt werden.

Musik für die Katze

Mit grosser Wahrscheinlichkeit wird die Tradition der Benefizkonzerte für Tibet weitergeführt. Die Familie Dubois hofft, dass Kopf und Körper noch lange mitmachen. Vor einem Konzert üben sie jeweils täglich. «Wenn ich nachts nicht schlafen kann, weil ich innerlich unruhig bin, dann weiss ich, dass ich ein Stück noch nicht verinnerlicht habe», sagt Anna, «Dann setze ich mich mitten in der Nacht an mein E-Piano und spiele. Meist über Kopfhörer, aber manchmal auch leise.» Und was sagen die Nachbarn zur nächtlichen Musik? Anna lacht: «Die Nachbarn sind kein Problem, die hören das nicht. Aber die Katze Miu Miu: Mit der Pfote öffnet sie die Tür, schaut mich an und der Blick sagt: Weisst du eigentlich, wie spät es ist?»

Annick Busset – Tibetfocus 159