Die tibetische Bildungspolitik und das „Centre for Teacher Education Bhuntar“

Dank einer grossen Spende konnte der Verein Tibetfreunde in 2014 ein Studienjahr für 20 Studierende mit 18 000 Franken finanzieren, die am Centre for Teacher Education Bhuntar (CTE) ihre Lehrerausbildung machen. Aus diesem Grund möchten wir Ihnen das CTE genauer vorzustellen.

Das Centre for Teacher Education Bhuntar (CTE) wurde 2012 vom Department of Education der tibetischen Regierung-im-Exil gegründet. Bhuntar liegt etwa 90 Kilometer südöstlich von Dharamsala entfernt. Um die Bedeutung des CTE deutlich zu machen, ist es sinnvoll, hier kurz auf die Bildungspolitik der tibetischen Regierung­ im-Exil einzugehen.

Bildungspolitik – der Hintergrund
Der Kashag (die Exekutive der tibetischen Regierung-im-Exil) hat seit 1997 umfassende Richtlinien für eine tibetische Bildungspolitik verfasst, die seit 2005 umgesetzt werden.
Ziel der tibetischen Bildungspolitik ist, die tibetische Kultur und Tradition zu bewahren und zu fördern, ebenso für eine universale Verantwortung einzutreten sowie eine gewaltfreie und mitfühlende Gesellschaft zu formen.
Um diese Ziele zu erreichen, soll jeder Einzelne in der Entwicklung und Verinnerlichung von vier Qualitäten gefördert werden: Freiheit, Selbstlosigkeit, Bewahrung sowie Erneuerung der Tradition.
In der tibetischen Bildungspolitik steht die traditionelle Erziehung, die in der tibetischen Kultur und Religion wurzelt, im Mittelpunkt. Sie wird jedoch mit moderner Erziehung, die auf einer wissen­schaftlichen Grundlage beruht – und die ebenfalls als wichtiger Be­standteil angesehen wird – verbunden.
Da die Zukunft einer Gesellschaft von der Qualität der Bildung ab­hängt, sind Lehrer die wichtigsten Personen in der Gesellschaft. Die Ausbildung von Lehrkräften soll daher besonders gefördert werden.

Lehrerausbildung in Bhuntar
Die neu formulierte Bildungspolitik, die der Bildung in der Gesell­schaft eine stabile Grundlage verleihen soll, hat zur Folge, dass er­stens für deren Umsetzung mehr Lehrer gebraucht werden, und zweitens mehr Lehrer benötigt werden , die bereits gemäss den neuen Richtlinien ausgebildet sind.
Bisher gab es zwei Ausbildungsstätten für Lehrer im tibetischen Bildungssystem. Diese beiden, das College of Higher Tibetan Stu­dies und das TCV Teachers Training Centre, sind darauf ausgerich­tet, Lehrer der tibetischen Sprache für die Grund- und die Mittelschule auszubilden. Es werden jedoch nun mehr Lehrer be­nötigt, die Fächer wie Mathematik und Sozial- und Naturwissen­schaften oberhalb der Grundschule unterrichten können.
Das CTE bietet daher seit seiner Gründung eine vierjährige Ausbil­dung Bachelor of Science und Bachelor of Arts jeweils mit dem Zusatz Bachelor of Education an (B. Sc. B. Ed. bzw. B. A. B. Ed.), sowie eine einjährige Ausbildung B. Ed. (die voraussetzt,,dass die Studierenden bereits ein Bachelor- oder Masterstudium absolviert haben). Der Bachelor of Education betrifft die Lehrerausbildung für die 6. bis 10. Klasse. Es gibt bisher erst wenige Institutionen in Indien, die diese Kombination anbieten.
Zusätzlich zu diesen Abschlüssen soll das CTE auch Seminare für bereits unterrichtende Lehrer anbieten können: zum Zwecke der professionellen Weiterbildung, zu Themenbereichen wie etwa die Bildungspolitik, innovative Unterrichtsmethoden oder die tibetische Sprache.

Momentan hat das CTE 91Studierende, 57 Frauen und 34 Männer. Es wird durch den Tibetan Children Education and Welfare Fund geführt, ist dem Department of Education unterstellt und bildet einen Zweig der Central University of Tibetan Studies in Varanasi.