Kämpferin für die Kinder Tibets

Berner Zeitung, 29. November 2019 – Stefan Schnyder

Stadt Bern Samra Losinger sammelt seit über 50 Jahren Geld für Kinder aus Tibet. Am besten laufen die Kinderpatenschaften. Auch wenn es Kritik daran gibt, will sie an diesen festhalten

Tibet übt auf Samra Losinger eine grosse Faszination aus. Ihre Wohnung in der Berner Altstadt ist geschmückt mit Skulpturen, Gegenständen und Bildern aus dieser Region. Die 80-jährige Bernerin setzt sich seit den 1960er-Jahren für das tibetische Volk ein. Damals hat sie mit zwei weiteren Frauen das Hilfswerk Tibetfreunde Schweiz gegründet.
In Begleitung ihrer Hündin Lilly erzählt sie, wie es dazu kam: «Ich sah im ‹Nebelspalter› ein Inserat, in dem eine Organisation Pflegeeltern für Kinder aus Tibet suchte. Mein Mann und ich meldeten uns spontan.» Die Grundidee sei damals gewesen, dass Pflegeeltern aus der Schweiz Kinder bei sich aufnehmen, die vor den chinesischen Herrschern nach Nordindien und nach Nepal geflüchtet waren. Das Konzept sah auch vor, dass die jungen Tibeter nach Abschluss ihrer Ausbildung zurück nach Tibet gehen würden. Die Verantwortlichen hegten die Hoffnung, dass der Tibet dannzumal befreit sein werde.

Pflegekinder blieben
Als ihr Pflegesohn erwachsen war, dachte er jedoch nicht daran, nach Nordindien zurückzukehren. Er wollte in der Schweiz bleiben. Der heute 62-Jährige lebt in der Region Bern. Samra Losinger und ihr Mann, der frühere Bauunternehmer und heute 84-jährige Vinzenz Losinger, hatten zudem sieben eigene Kinder. Und 1981 adoptierten sie ein tibetisches Waisenmädchen. Auch die Adoptivtochter blieb in
Europa. Die 41-Jährige lebt in Berlin.

Halbe Million pro Jahr
Ihre Adoptivkinder sind längst ausgezogen, doch ihr Engagement für die Tibeter ist geblieben. Samra Losinger ist heute die Leiterin der Sektion Bern des Hilfswerks und Vizepräsidentin des schweizweit aktiven Hilfswerks. Heute zählt es 550 Mitglieder. Mit einem gewissen Stolz erklärt sie: «Wir bringen jedes Jahr ein Spendenvolumen von 500 000 bis 600 000 Franken zusammen.» Der Betrag setzt sich aus Mitgliederbeiträgen, Spenden und Erbschaften zusammen. Die Tibetfreunde Schweiz unterstützen Projekte der Exilregierung sowie private Internatsschulen für Exiltibeter…

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