Samra Losinger-Zschokke (1939-2024)

Traurig nehmen wir Abschied von Samra Losinger-Zschokke, der letzten der drei Gründerinnen unseres Vereins. Sie verstarb am 15. August nach einem langen und erfüllten Leben im Kreis ihrer Liebsten.

Die längste Zeit ihres Lebens hat Samra Losinger sich für die tibetischen Flüchtlinge in Indien eingesetzt. Als im Rahmen der Pflegekinderaktion des Charles Aeschimann Anfang der 1960er Jahre in der Schweiz Pflegeeltern für tibetische Kinder gesucht wurden, nahmen sie und ihr Mann 1963 einen tibetischen Jungen auf, der zusammen mit den sieben leiblichen Kindern des Ehepaares aufwuchs. Später kam noch ein tibetisches Waisenmädchen als Adoptivkind hinzu. Bis 1979 lebte die Familie auf dem Land, wo Samra – durch ihre Mutter künstlerisch veranlagt – bildhauerisch tätig war. 1988 gründete Samra Losinger zusammen mit den zwei Bernerinnen Marlise Kornfeld und Lotti Jacobi-Hertig den Verein Tibetfreunde, um durch die Vermittlung von Patenschaften die tibetischen Flüchtlinge in Indien (und später auch Nepal) zu unterstützen. Es war ihr ausserdem ein Anliegen, dass sich im Vereinsvorstand immer Schweizer:innen und Tibeter:innen gemeinsam engagieren. Selbst war sie unermüdlich im Vorstand tätig, lange Zeit als Präsidentin, anschliessend bis zuletzt als Vizepräsidentin. An ihrem Wohnort Bern war Samra gut vernetzt und konnte viele Bekannte dafür gewinnen, den Verein finanziell zu unterstützen bzw. sich als Paten oder Patinnen zu engagieren. Als Leiterin der Sektion Bern wurden ihr für Veranstaltungen wie Filmabende oder Konzerte oft die Räumlichkeiten gratis zur Verfügung gestellt. Mehrmals reiste sie nach Indien, um die Institutionen zu besuchen, die der Verein Tibetfreunde unterstützt, allen voran die Schulen der Tibetan Children’s Village (TCV).

Neben dem tibetischen Volk gehörte Samras Herz der Mittelmeerinsel Sardinien, auf der sie sich viele Jahre regelmässig aufhielt. Besuchte man wiederum Samra in ihrer Berner Altstadtwohnung machte man auch Bekanntschaft mit ihrer liebenswürdigen Pudelhündin Lilly.

Jetsun Pema – Ehrenpräsidentin unseres Vereins und Schwester des Dalai Lama –, mit der Samra Losinger in engem Kontakt gestanden ist, schrieb an deren Familie: “You can be comforted by the fact that she served the Tibetan cause by assisting hundreds of Tibetan children. She will be remembered by many of us, old and young for the contribution she made when the need was greatest.” Viele TCV-Schulen haben zu Ehren von Samra bewegende Gedenkanlässe mit Gebeten abgehalten. Das Echo ihres Engagements wird dort noch lange nachhallen.

Wir werden Samras ruhige und bescheidene Art sehr vermissen. Unser Mitgefühl gilt ihrem Ehemann und der Familie.

Kerstin PaulPatenschaftskoordinatorin