TADRA-Kinderdörfer in Tibet

Die Vorstellungen vom Leben der tibetischen Nomaden, wie sie in den Köpfen von „Westlern“ vorherrschen, sind sehr oft romantisch gefärbt. In Filmen werden Bilder von glücklichen Menschen gezeigt, die ein einfaches Leben führen und die Ressourcen der Natur schonen.

Die alltägliche Knochenarbeit aber, die es erfordert, die Familie mit dem Notwendigsten zu versorgen, wird oft ausgeblendet. Es ist ausserdem an die klimatischen Verhältnisse auf 3000 bzw. 4000 m.ü.M. zu denken, denen die Nomaden fast schutzlos ausgesetzt sind. Und kommt es zu Schicksalsschlägen wie Krankheit oder Tod in der Familie, führt dies schnell dazu, dass Familien auseinanderbrechen und die Kinder in bitterer Armut und ohne Stütze dastehen. Gerade im Winter sind die Kinder bei Temperaturen bis -30 Grad extrem gefährdet.

Die Gründer der Tadra Kinderdörfer in Ost-Tibet, darunter der in einem Pestalozzi-Kinderdorf am Bodensee aufgewachsene tibetische Arzt Lobsang Palden Tao sowie seine Frau, sind auf ihren Reisen in Tibet dem Elend der Strassen- und Waisenkinder begegnet. Geprägt von ihren Eindrücken haben sie sich zur Gründung eines Kinderdorfes entschlossen. 1995 konnte das Kinderdorf in Kham, 2006 jenes in Amdo erbaut werden. In den Tadra-Kinderdörfern erhalten die Kinder ein Zuhause, menschliche Wärme und erzieherische Anleitung. Vor allem erhalten sie – was aufgrund der Analphabetenquote in dieser Region sehr begehrt ist – eine gute Schulbildung.

Die Geschichten der Kinder, die Umstände, unter denen sie vor dem Eintritt in die Kinderdörfer lebten, sind erschütternd. Sie sind ein Zeugnis dafür, dass China meilenweit davon entfernt ist, auch in sozialer Hinsicht mit westlichen Ländern gleichzuziehen.

Tibetfreunde wurde von der Projektgruppe Tadra Schweiz – es gibt je eine Fördergruppe in der Schweiz und in Deutschland – im Hinblick auf eine Unterstützung kontaktiert und erhielt verschiedene Vorschläge zur Unterstützung unterbreitet. Der Vorstand erkannte die Wichtigkeit dieser Einrichtung und die Dringlichkeit der Unterstützung. Als Unterstützungsbereich wählte er die medizinische Versorgung und Körperpflege der Kinder während eines Jahres und spendete dafür Fr. 19‘500.-.

Unter den in den letzten Jahren von Tibetfreunde unterstützten Projekten und Einrichtungen finden sich keine, die in Tibet angesiedelt sind. Wie das Beispiel der Tadra-Kinderdörfer zeigt, liegt es nicht am fehlenden Hilfsbedarf oder daran, dass sinnvolle und dringende Projekte fehlen. Ein wesentlicher Grund liegt darin, dass die Projekte der Willkür des chinesischen Staates ausgeliefert sind; das eine oder andere Projekt musste nach Jahren des Aufbaus wieder geschlossen werden.Glücklicherweise gilt dies nicht für die Tadra-Kinderdörfer, welche weiterhin ihre segensreiche Wirkung entfalten können. Die Kinderdörfer sind stetig gewachsen; lebten 2008 noch 250 Kinder in den beiden Dörfern, beläuft sich deren Zahl aktuell auf über 700. Die Kinder durchlaufen eine interne neunjährige Grundschulung, anschliessend können sie externe Schulen besuchen. Nicht wenige Kinder haben ein Studium an einer höheren Schule absolviert. Nach dem Vorbild der Pestalozzi-Kinderdörfer leben die Kinder in Wohngemeinschaften und werden von einer Hausmutter betreut. Aufgrund der Qualität der Schulbildung bewerben sich mehr Kinder um Aufnahme, als Platz vorhanden ist.

Der Freiburger Beat Renz ist der Koordinator der Tadra-Projektgruppe Schweiz und reist in dieser Funktion regelmässig nach Tibet. Alle Helferinnen und Helfer der Projektgruppe arbeiten ehrenamtlich und tragen auch sämtliche Reisekosten selber. Die TADRA-Demigh-Stiftung mit Sitz in der Schweiz, sowie der TADRA-Verein in Deutschland setzen sich heute dafür ein, dass die ständig steigenden Kosten gedeckt werden können. Das Projekt lebt ausschliesslich von Spenden. Fotos von Kindern vor dem Eintritt, die versteinerte Gesichter zeigen, und Fotos von nachher, auf denen sie offen und zuversichtlich in die Kamera blicken, sprechen Bände!

Für Spenden direkt via Tadra und weitergehende Informationen siehe www.tadra.ch

Jigme Risur – Projektleiter